Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo, oft heißt es, dass Kinder ab einem Alter von 2 Jahren das Töpfchen bzw. die Toilette benutzen. Die Wegwerfwindel ist bis dahin für viele Eltern eine unkomplizierte Variante, das Baby ohne großen Aufwand “trockenzulegen”. Dabei könnte das Kleine bereits viel früher trocken sein- wenn man früh genug auf kleine Signale des Babies achtet.
Vorteile einer windelfreien Erziehung
Ein Kind ist von Geburt an kontinent, das heißt, die Blase läuft nicht einfach über, sondern muss willkürlich vom Baby entleert werden. Das Bedürfnis des Ausscheidens kann der Säugling (laut Studien sind das 70-80%) vorher signalisieren. Durch die ständige Verwendung von Wegwerfwindeln spürt das Baby jedoch nicht mehr, wenn es gerade ausscheidet, weil die Windeln ein super Trockenheitsgefühl machen. Wenn die Eltern die feinen Signale dazu noch übersehen, wird aus einem trockenen Baby ein inkontinenter Säugling.
Darüber hinaus landen in Deutschland Tag für Tag 8.400.000 Wegwerfwindeln im Müll. Hinzu kommt, dass diese 300-500 Jahre benötigen, um zu verrotten. Und selbst wenn die Windeln in der Müllverbrennungsanlage verbrannt werden, benötigt dieser Vorgang übermäßig viel Energie, da es durch die Nässe der Windeln länger dauert, diese zu verbrennen.
Eine windelfreie Erziehung kann also allein schon zu einem bewussteren und nachhaltigeren Leben beitragen und die Umwelt schützen.
Was ist windelfreie Erziehung?
Windelfreie Erziehung (auch bekannt als „Elimination Communication”) bezieht sich auf eine Methode, bei der Eltern ihr Baby im Alltag achtsam beobachten, um Signale für die Ausscheidungs-Impulse des Babys zu erkennen, um es dann über eine Toilette, ein Töpfchen oder eine Schüssel zu heben. So kann das Baby sich entleeren ohne sich beschmutzen zu müssen.
“Windelfrei” bedeutet dabei nicht, überhaupt keine Windeln zu verwenden, sondern lediglich, über die Ausscheidung mit dem Baby zu kommunizieren. Dazu gehört insbesondere, auf die oft nonverbal ausgedrückten Bedürfnisse des Kleinen zu achten. Eine windelfreie Erziehung steigert so das Selbstbewusstein des Kindes, weil es spürt, dass seine Bedürfnisse gesehen werden. Und das Wichtigste: es fördert die Bindung zwischen Eltern und Kind.
Windelfrei hat nie zum Ziel, das Kind besonders früh trocken zu haben. Windelfrei ermöglicht es den Babies, im Alltag immer wieder sauber zu bleiben, ihr Körperbewusstsein zu stärken und ihre Haut zu schonen. Denn auf Feuchttücher, Pflegecremes und co kann verzichtet werden, wenn die Haut nicht beschmutzt wird.
Geschichtliche Hintergründe
Die Geschichte der windelfreien Erziehung kann bis in die Antike zurückverfolgt werden: Damals sind Kinder ohne Windeln aufgewachsen und mussten früh lernen, wie man eine Toilette benutzt.
Die Wegwerfwindel, wie wir sie heute kennen, wurde erst in den 1940er Jahren in den USA erfunden. Damals war das Wickeln mit Stoff mühsam. Ständig lief alles aus und die Windeln mussten noch von Hand ausgekocht werden. Außerdem hatten viele Kindern immer wieder Hautausschläge. Marion Donovan war das Leid und nähte aus einem Duschvorhang die erste Überhose. Sie verkaufte ihren “Boater” an New Yorker Eltern und hatte großen Erfolg. Doch erst als 10 Jahre später ein Chemiker von Procter und Gamble das Ganze massentauglich machte, erhielt die Wegwerfwindel Einzug in Haushalte mit Babies.
Erst seit den 1970er Jahren gibt es Wegwerfwindeln in Deutschland. Doch seit dem wurde das Wickeln von Babies immer bequemer und einfacher, die Produkte hielten die Kinder immer länger trocken und ein Anreiz auf Toilette zu gehen gab es kaum noch. Wir sehen heute daher Kinder, die immer später trocken werden.
In jüngerer Zeit hat Windelfrei jedoch ein Comeback erlebt. Mittlerweile gibt es viele Onlineratgeber und Bücher, die Eltern bei diesem Prozess unterstützen. Einige Tipps möchte ich Dir mit auf den Weg geben.
Wie klappt Windelfrei mit meinem Baby? – 7 Tipps
1| Achte auf die Signale des Kindes
Kinder zeigen zu 90% körperliche Signale, bevor sie ausscheiden müssen, z.B. Unruhe, Weinen, Meckern, erhöhte Körperspannung, Stillunlust oder sie verziehen ihr Gesicht.
2| Regelmäßige Toilettenbesuche anbieten
Du kannst zu Beginn das Abhalten einfach in die Wickelroutine einbauen. Jedes Mal, wenn dein Kind sowieso gewickelt wird und nackig ist, halte es über das Waschbecken, das Töpfchen oder was für euch praktisch ist. Dabei kannst du ein Signallaut einführen, der dein Baby nicht konditioniert, sondern nur als Startzeichen gilt. z.B. Pssss oder lululu.
3| Festes Timing
Oft hat das Kleine sein ganz eigenes Timing und signalisiert immer zu ähnlichen Zeiten, dass es ausscheiden muss. Achte hier ein wenig darauf und du wirst bald ein Gefühl dafür entwickeln. Was in diesem Zusammenhang die drei “S” bedeuten und warum sie so wichtig sind, erfährst Du in meinem Onlinekurs.
4| Vermeidung von Druck
Es ist wichtig, dass dein Kleines das Timing des Abhaltens in seinem eigenen Tempo bestimmt und Du es nicht unter Druck setzt. Wir reagieren auf das Baby, wir bringen dem Baby nichts bei.
5| Praktisches Zubehör
Super praktisch ist der Easy Pisi Topf, den du dir zum Abhalten einfach zwischen die Beine klemmen kannst. Er hat als einziger Abhalte Topf einen Spritzschutz vorne und ist auch noch aus recyceltem Material hergestellt. Den Topf findest du hier. Spare 10% beim Kauf mit dem Code*: Easy-Deal10-IG3
Die richtige Abhalteposition, die sich am Verlauf des Dickdarms orientiert zeige ich dir in meinem Onlinekurs. Sobald dein Kind von allein selbstständig ins Sitzen kommt, darf es auch gern auf einem Töpfchen selbst sitzen.
6| Windelfrei für unterwegs
Wenn du mit deinem Baby unterwegs bist, kannst du z.B. eine faltbare Plastikschüssel mit Deckel als Töpfchenersatz mitzunehmen. Und um auf Nummer sicher zu gehen darf dein Baby natürlich eine Windel tragen. Praktisch sind 2-in-1 Stoffwindel Systeme bestehend aus einer Mullwindel und darüber eine PUL-Überhose. PUL ist eine laminierte Schicht, die atmungsaktiv und wasserabweisend ist. Mehr dazu sowie eine Wickelanleitung und praktische Kleidung für eine windelfreie Entwicklung findest du in meinem Onlinekurs
7| Intuition
Zu guter Letzt: Nutze deine eigene Intuition, die sagt dir oft ganz genau, wann dein Kind ausscheiden muss.
Jedes Kind ist unterschiedlich und deshalb gibt es nicht die Non-Plus-Ultra-Methode, die für alle Kinder funktioniert. Einige Kinder lernen schnell, den Ausscheidungs-Impuls zu signalisieren, während andere länger Zeit brauchen. Es ist dabei wichtig, geduldig und unterstützend zu sein und erst einmal herauszufinden, wie dein Kleines zu dir spricht.
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Vorteile einer windelfreien Erziehung
Windelfreie Erziehung kann viele Vorteile für Eltern und Kind haben zum Beispiel:
- gestärkte Bindung: der schönste Vorteil von Windelfrei ist, dass Eltern und Kind eine sehr gute und intensive Bindung haben, da die Eltern feinfühlig auf die Signale des Kindes achten und dieses sich gehört und wahrgenommen fühlt.
- Selbstbewusstsein: Das Körpergefühl deines Kindes wird auf einer ganz physischen Ebene gestärkt, was natürlich auch zu einem intensiven Selbstbewusstsein führt.
- Hygiene: Kein Kind sollte seine Exkremente am Körper hängen und an der Haut kleben haben. Dein Kind abzuhalten ist daher die sauberste und hygienischste Lösung.
- Umwelt: weniger Windeln bedeuten weniger Müll. Du tust mit dem Abhalten nicht nur deinem Kind etwas Gutes, sondern eben auch der Umwelt. Und genau die wollen wir uns ja für unsere Kinder ja erhalten.
- Kostenersparnis: Windeln sind teuer und verursachen kontinuierliche Kosten. Im Laufe der Wickelzeit eines Kindes sind das bis zu 3000€. Durch das Abhalten in Kombi mit Stoffwindeln kannst du diese Ausgaben erheblich reduzieren.
Fazit
Ein häufiges Vorurteil über Windelfrei ist, dass es zu anstrengend und umständlich ist. Viele Eltern denken auch, wenn sie einmal mit Windelfrei starten, müssten sie es zu 100% durchziehen.
Beides ist falsch.
Du investierst immer die gleiche Energie und Zeit in dein Kind, bis es trocken wird. Bloß kannst du selbst wählen, ob du diese Energie direkt zu Beginn nutzt, während du sowieso intensiv auf die Bedürfnisse deines Kindes achtest oder ob du es dir vermeintlich leicht machten möchtest und dann später den Weg des Trockenwerdens wählst, wenn dein Kind sich bereits an Windeln gewöhnt hatte und diese nun wieder abgeben soll.
Die Wahrheit ist, Windelfrei erleichtert dir einiges: weniger Abfall, ein zufriedeneres Baby, intakte Haut und eine tiefere Eltern-Kind-Bindung durch achtsame Kommunikation sind nur einige Punkte, die eine windelfreie Erziehung vorteilhaft machen. Probier es aus!
Es ist ganz normal, dass es etwas Übung und Mut braucht, sich ans Abhalten ran zutrauen. Gern begleite ich dich durch den Prozess. In meinem “Windelfrei”- Onlinekurs erfährst du zahlreiche Tipps und Zusatzinformationen z.B. über verschiedene Phasen der windelfreien Entwicklung, windelfrei in der Nacht, kombiniert mit eigenen Erfahrungen, die dir Schritt für Schritt dabei helfen, dein Kind Windelfrei aufwachsen zu lassen.