Suchtmittel in der Schwangerschaft und Stillzeit
Für die meisten Frauen ist es selbstverständlich, ihr ungeborenes Baby in ihrem Bauch bestmöglich zu schützen, vor Gefahren zu bewahren und möglichst gesund heran reifen zu lassen. Doch was genau bedeutet das eigentlich? Müssen wir in der Schwangerschaft auf alles verzichten? Von so vielen Seiten dringen Ratschläge an uns heran, sobald wir verkünden, dass neues Leben in uns wächst.
„Kaffee darfst du ja jetzt nicht mehr trinken“ – „Dein Fleisch isst du aber durchgebraten, gell?“ – „Schade, dass du gar nicht mit anstoßen kannst“ …
So oder so ähnlich schallt es von allen Seiten. Plötzlich meint jeder besser zu wissen, wie wir uns zu ernähren haben. Doch was steckt dahinter und was ist wirklich dran an den Tipps? Wir klären auf.
Plazentaschranke
Doch leider gibt es Stoffe, die die Plazentaschranke überwinden können, obwohl sie deinem Kind schaden. Die Rede ist von Suchtmitteln, aber auch Medikamenten.
Einige davon wollen wir uns genauer ansehen.
Koffein:
Zu erst die gute Nachricht: Du musst in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht komplett auf deinen Kaffee verzichten.
Doch das solltest du wissen:
Koffein geht ungehindert durch die Plazenta auf dein ungeborenes Baby über und wird von deinem Ungeborenen langsamer abgebaut. Dies führt dazu, dass das Baby länger der Wirkung des Koffeins ausgesetzt ist. Der Herzschlag wird beschleunigt und das Nervensystem wird angeregt.
Große negative Auswirkungen konnten zum Glück nicht festgestellt werden. Was jedoch beobachtet werden konnte, dass Kinder von Kaffeetrinkenden Müttern eher etwas leichter sind. Das Geburtsgewicht weicht jedoch nur minimal nach unten ab, was also bei gesunden und reif geborenen Kindern keine großen Auswirkungen hat. Bei Frühgeburten sieht es anders aus, da zählt jedes Gramm! Bei extremen Koffeinkonsum konnte eine Beeinträchtigung der Leberentwicklung des Kindes beobachtet werden.
Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit empfiehlt Schwangeren und stillenden Frauen folgendes:
„Eine über den gesamten Tag verteilte Koffein-Aufnahme aus allen Quellen von bis zu 200 mg pro Tag ist für den Fötus unbedenklich.“
Übrigens: Übermäßiger Koffeinkonsum ist eine Sucht. Wenn du nun also deinen Kaffeegenuss plötzlich drastisch herunter fährst, kann es für ca 3-6 Tage zu einer Entzugserscheinung kommen. Dazu gehören Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Reizbarkeit.
Alkohol
Trinken Frauen in der Schwangerschaft Alkohol, kann dies für das ungeborene Kind schwerwiegende Folgen haben. Im schlimmsten Fall kann Alkohol das fetale Alkoholsyndrom (FAS) auslösen, bei dem die betroffenen Kinder lebenslang körperlich und geistig beeinträchtigtsind.
In Deutschland werden jedes Jahr ca. 10.000 Kinder geboren, die Alkoholschäden in der Schwangerschaft erlitten haben, sagt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Davon haben rund 4.000 Kinder das fetale Alkoholsyndrom. Bereits geringe Mengen Alkohol schaden deinem Kind nachhaltig.
Doch Alkohol ist ein Zellgift, das bereits ab kleinster Menge dem kindlichen Wachstum schadet. Jeder Schluck Alkohol ist für das Kind ein hohes gesundheitliches Risiko.
Der wichtigste Rat der Experten ist, keinen Tropfen Alkohol während der Schwangerschaft zu trinken. Am besten sollten Frauen sobald sie versuchen schwanger zu werden, darauf verzichten.
Alkoholfreies Bier und Mischgetränke dürfen laut in Deutschland maximal 0,5 % Alkohol enthalten. Bei einem 500 ml Bier entspricht dies 2,5 ml reinem Alkohol pro Bier.
Damit ist der Alkoholgehalt eines alkoholfreien Bieres so gering, dass keine Auswirkungen auf das Baby befürchtet werden müssen, so die Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Mehrere alkoholfreie Biere rasch hintereinander getrunken sind dagegen anders zu bewerten, da der Alkoholabbau über die Leber von der getrunkenen Alkoholmenge abhängig ist.
Übrigens erreichen auch Fruchtsäfte wie Apfelsaft einen vergleichbaren Alkoholgehalt wie alkoholfreies Bier, da sie die bei der natürlichen Gärung Alkohol entwickeln.
Tipp: Manche als „alkoholfrei“ verkaufte Getränke sind tatsächlich alkoholfrei und enthalten 0,0 % Alkohol (siehe Hinweis auf dem Etikett des Bieres).
Wenn du ganz ruhigen Gewissens ein Bier genießen möchten, solltest du also in der Schwangerschaft auf diese 0,0 %-Varianten ausweichen.
Viele Frauen trinken Alkohol, obwohl sie noch nicht wissen, dass sie schwanger sind. Sie befürchten, ihrem Kind durch Alkohol in der Frühschwangerschaft geschadet haben zu können.
Diese Sorge ist normalerweise unbegründet, weil in den ersten 14 Tagen nach der Befruchtung die Entwicklung nach dem Alles-oder-Nichts-Prinzip verfährt. Wenn im frühen Stadium eine Eizelle schwer geschädigt wird, teilt diese sich nicht weiter und nistet sich nicht in die Gebärmutter ein. Sie wird oft unbemerkt mit einer „verspäteten“ Regelblutung vom Körper wieder abgestoßen, es kommt daher zu einer Fehlgeburt. Nistet sich das Ei in der Gebärmutter ein, sind keine Schäden zu erwarten, auch wenn Alkohol konsumiert wurde.
Ist die befruchtete Eizelle gesund, nistet sie sich ca. 10 bis 14 Tagen nach der Befruchtung in der Gebärmutter ein. Ab jetzt wird der Embryo über den Blutkreislauf der Mutter mit Nährstoffen versorgt. Alle Giftstoffe wie Alkohol kommen nun beim Kind an. Sobald du weißt, dass du Mutter wirst, solltest du unbedingt auf alkoholische Getränke verzichten.
Auf der Zutatenliste findet man diesen unter der Bezeichnung Ethanol, Etyhlalkohol oder Trinkalkohol. Bei sehr geringen Mengen muss er gar nicht erwähnt werden. So enthalten Säfte, Früchte und Brot infolge eines natürlichen Gärungsprozesses von Natur aus kleinste Mengen Alkohol.
„Dieser natürliche Alkoholgehalt wird meist als unbedenklich eingestuft, da er selten 0,3 Volumenprozente übersteigt und geschmacklich nicht an Alkohol erinnert“, schreibt das Verbraucherportal des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz.
Wenn du eine kleine Portion eines Gerichts isst, dass mit Alkohol gekocht wurde, besteht dennoch kein Grund zur Sorge. Alkohol richtet in der Schwangerschaft vor allem dann Schaden an, wenn er in großer Menge und/oder regelmäßig aufgenommen wird.
Zigaretten
Obwohl die hohen Risiken für das Ungeborene mittlerweile vielfach erforscht und bewiesen wurden, rauchen in Deutschland ca 8% aller Schwangeren während der Schwangerschaft weiter.
Der Tabakkonsum einer Schwangeren kann sich auf das Kind bzw die Schwangerschaft folgendermaßen negativ auswirken.
Eileiter-/Bauchhöhlenschwangerschaft
Vorzeitige Plazentalösung
Erhöhtes Risiko einer Fehl-/Totgeburt oder Frühgeburt
Plazenta Prävia (Lageanomalie der Plazenta, die eine natürliche Geburt unmöglich macht)
Angeborene Fehlbildungen des Kindes
Intrauterine Wachstumsretardierung (zu kleine/leichte Babys)
Auch im späteren Leben erhöhtes Risiko für Allergien, Asthma, Infektionskrankheiten, Verhaltens- / Konzentrationsstörungen, Unfruchtbarkeit, Übergewicht
20 Minuten nach einer Zigarette hat der Fötus die gleiche Nikotinkonzentration im Blut wie die rauchende Mutter
Auch für die Mutter gehen erhöhte Risikofaktoren in der Schwangerschaft mit dem Rauchen einher. So leiden rauchende Schwangere deutlich mehr an Bluthochdruck und Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftungen)
In einer neuen Studie wurde nun herausgefunden, dass auch, wenn die Mutter bereits vor der Schwangerschaft aufhört zu rauchen, immer noch genetische Veränderungen in der Plazenta durch die Schadstoffe der Zigaretten zu finden sind. Wie sich diese auf den Fötus auswirken, ist bislang unklar. Doch es zeigt, dass es so etwas wie ein „epigenetisches Gedächtnis“ geben muss und es sich lohnt, nicht erst mit dem positiven Schwangerschaftstest das Rauchen aufzugeben und dass jede Zigarette eine zu viel ist
Immediate and durable effects of maternal tobacco consumption alter placental DNA methylation in enhancer and imprinted gene-containing regions | BMC Medicine | Full Text (biomedcentral.com)
Selbst die Umgebung der Schwangeren sollte rauchfrei sein. Denn Rauchpartikel und Schadstoffe lagern sich in Möbeln, Vorhängen, Teppichen und Kleidung ab und werden so immer wieder durch die Atemluft aufgenommen. Wie riskant selbst diese Art des Passivrauchens ist, zeigte eine Studie der Universität Yale, bei der die Raumluft eines gut belüfteten Nichtraucherkinos untersucht wurde. Es wurde festgestellt, dass dort trotz Rauchverbot die Luft Schadstoffe aus dem Rauch von bis zu 10 Zigaretten aufweist, die nur durch die Kleidung der rauchenden Kinobesucher hineingetragen wurden.
Human transport of thirdhand tobacco smoke: A prominent source of hazardous air pollutants into indoor nonsmoking environments | Science Advances (sciencemag.org)
Rauchen in der Stillzeit?
NEIN! Tatsächlich weiß man mittlerweile, dass die Vorteile von Muttermilch gegenüber dem Nachteil der darin enthaltenden Schadstoffe durch das Rauchen der Mutter größer sind. Außerdem kann eine Mutter, die raucht, ihrem Kind keine rauchfreie Umgebung bieten. Somit ist das Kind also immer dem schädlichen Passivrauch ausgesetzt. Dann sollte es zumindest eine Allergie- und Infektionsprophylaxe durch die Muttermilch erhalten.
Aber Achtung: Die Milchmenge kann durchs Stillen reduziert werden.
Praxistipp: Rauche niemals direkt vor dem Stillen, sondern direkt danach, um einen möglichst großen Abstand zur nächsten Stillmahlzeit zu haben. Geh zum Rauchen immer nach draußen, achte darauf, dass dein Baby drin sicher ist bzw. anderweitig betreut wird. Zieh dir eine andere „Raucherjacke“ an und wenn möglich eine Mütze auf, die du vor der Tür lässt. Wasch dir gründlich die Hände, bevor du wieder zu deinem Baby gehst.
Such dir Unterstützung, um das Rauchen aufzuhören. rauch-frei.info (rauch-frei.info)
Jegliche Inhaltsstoffe von Drogen passieren die Plazentaschranke und gehen auf dein Baby über. Im Körper deines Ungeborenen können sie erheblichen Schaden anrichten:
Fehlgeburt
Minderwuchs
Konzentrationsstörung
Gedächtnisstörung (auch nach Jahren noch)
Missbildungen und Anomalien
Besonders zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang, dass dein Kind nach der Geburt einen krassen Entzug durchleben muss und intensiv-medizinisch überwacht werden sollte!
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