Wochenbett – die Mama

Herzlichen Glückwunsch!

Du bist gerade Mama geworden. Das vermutlich spannendste Abenteuer deines Lebens steht dir bevor und alles startet mit dem Wochenbett.
Aber was genau bedeutet Wochenbett eigentlich für dich, als Mama, als Frau? Es ist üblich, dass sich alle nach dem Wohlergehen von Mama und Baby nach Geburt erkundigen, aber der Hauptfokus liegt einfach auf deinem Kind. Natürlich ist das schön, schließlich bist du auch unglaublich stolz auf dieses kleine Wesen. Doch dich selbst darfst du dabei nicht vergessen. Du hast gerade Großes geleistet und dein Körper macht jetzt einige Veränderungen durch, die einem vor Geburt oft keiner erzählt. Natürlich wird über schlaflose Nächte philosophiert, aber es ist an der Zeit das Schweigen zu brechen und offen über alle physischen und psychischen Aspekte den Mamakörper betreffend zu sprechen.

Dein Bauch

Der erste Stuhlgang nach Geburt kann durchaus ein wenig auf sich warten. Spätestens nach drei Tagen sollte es aber so weit sein, ansonsten sprich bitte mit deinem Arzt oder deiner Hebamme. Erst recht, wenn du einen Dammschnitt/Riss hast, kann der erste Gang zur Toilette wirklich unangenehm sein. Viele trauen sich nicht richtig zu drücken und das sollte natürlich auch möglichst vermieden werden. Aber du musst keine Angst haben, Nähte werden nicht wieder aufgehen. Halte deinen Stuhlgang trotzdem weich! Flohsamenschalen oder Leinsamen im Müsli können helfen, beachte allerdings: du musst viel trinken, damit diese im Darm auch richtig quellen. Auch Trockenobst wie Pflaumen oder naturtrüber Apfelsaft können helfen.

Deine Blase

Sicherlich musstest du am Ende deiner Schwangerschaft ständig Wasserlassen. Das hat zum Glück jetzt ein Ende. Auch deine Blase hat endlich wieder Platz für eine ordentliche Füllung. Aber Achtung, es kann sein, dass du die volle Blase anfangs gar nicht richtig wahrnimmst. Du solltest daher auch die Zeit im Blick haben und besonders in den ersten Tagen nach Geburt regelmäßig zur Toilette gehen, auch wenn du noch keinen Druck verspürst. Denn wenn die volle Blase sich erstmal bemerkbar macht, kann es schon zu spät sein. Dein Beckenboden macht noch Urlaub und der Weg zum Bad ist dann vielleicht zu weit. Gegen Ende der Schwangerschaft hast du vielleicht vermehrt Wasser eingelagert, mit jedem Gang zur Toilette kannst du jetzt zuschauen, wie du all das wieder ausschwemmst und deine Knöchel wieder sichtbar werden. Juhu!

Deine Gebärmutter

Deine Gebärmutter hingegen ist weiterhin höchst aktiv. Sie hat sich in der Schwangerschaft bis auf ein 40-faches ihrer ursprünglichen Größe vergrößert. Das muss jetzt rückgängig gemacht werden. Ein Hoch auf all die schönen Hormone, die dabei helfen. Dadurch kontrahiert sich deine Gebärmutter, um wieder kleiner zu werden. Total sinnvoll, schließlich schafft es dein Körper so nicht zu viel Blut zu verlieren und deinen Uterus für neue Babys wieder auf Urzustand zu bringen. Für dich kann das aber wirklich unangenehm oder sogar schmerzhaft durch Nachwehen spürbar sein. Übrigens treten Nachwehen nach jeder Geburt auf, egal ob du spontan oder per Kaiserschnitt entbunden hast. Manche Frauen spüren diese mehr, andere weniger. Je mehr Kinder du hast, desto heftiger werden sie allerdings. Sprich mit deiner Gynäkologin über die Möglichkeit der Einnahme von Schmerzmitteln. Es gibt einige Mittel, die stilltauglich sind und niemand muss Schmerzen erleiden. Erst recht nicht, wenn du all deine Kraft für dein Baby brauchst. Auf Embryotox.de kannst du übrigens auch die Verträglichkeit von Medikamenten in der Schwangerschaft und Stillzeit nachlesen. Ansonsten hilft dir vielleicht eine Wärmflasche im Rücken oder Naturheilkundliches gegen Krämpfe.
Übrigens hilft die Bauchlage bei der Rückbildung der Gebärmutter. Endlich kannst du wieder auf dem Bauch liegen, nutz es aus, bevor der Busen zu groß wird 🙂 Auch das Stillen fördert deine Rückbildung, denn hier wird Oxytocin vermehrt ausgeschüttet. Es ist also normal, wenn deine Nachwehen beim Anlegen deines Babys erstmal heftiger werden. Dein Baby kümmert sich mit um deine Rückbildung.

Deine Brüste

Wenn du dich für das Stillen entschieden hast, solltest du dein Baby direkt nach Geburt an die Brust anlegen und in den folgenden Tagen mind. 8-12x in 24 Stunden stillen. So wird dein Baby deine Milchbildung ankurbeln, denn Nachfrage regelt das Angebot. Je mehr du mit deinem Baby nach Geburt kuschelst und nach Bedarf stillst, desto sanfter verläuft der sogenannte Milcheinschuss. Trotzdem kann es dazu kommen, dass du wie über Nacht steinharte und schmerzende Brüste bekommst. Deine Brust ist jetzt nicht nur mit Milch prall gefüllt, sondern auch mit Lymphflüssigkeit. Das kann unter Umständen dazu führen, dass dein Baby beim Saugen nicht mehr richtig zupacken kann und abrutscht oder die Milch gar nicht erst ins fließen kommt. Wärme deine Brust vor dem Stillen an, massiere sie sanft, um den Milchspendereflex von Hand schon auszulösen. Du kannst auch eine leichte Lymphdrainage durchführen. Dazu legst du deinen Mittel- & Zeigefinger lang rechts und links neben deine Brustwarzen und drückst das Gewebe sanft nach hinten in Richtung Korpus. Halte für ca. 30 Sekunden und wiederhole den Vorgang dann ober- & unterhalb der Mamille. So hat es dein Baby leichter anzudocken.

Nach dem Stillen

Um einen heftigen Milcheinschuss zu lindern, helfen Kohlblätter total gut. Klingt im ersten Moment erstmal seltsam, aber wenn du die kühlen Blätter erstmal auf deinen heißen prallen Brüsten spürst, wird dir alles recht sein 😊
Für einen Kohlwickel benötigst du

Einen Weißkohl, möglichst Bio- oder Demeteranbau

Ein locker sitzender Bustier oder eine Netzunterhose

Eine Glasflasche, ein Schneidebrett und ein Messer

So geht’s:

Schneide die Kohlblätter vom Strunk ab, verwerfe die äußeren schmutzigen Blätter und lege ein paar saubere Blätter auf das Schneidebrett. Walze sie mit der Glasflasche (kein Nudelholz!) flach, so dass der Kohl etwas knackt. Dabei drückst du die Flüssigkeit aus den Zellen im Kohl, die entzündungshemmend, abschwellend, entgiftend und fungizid wirkt. Lege die gewalzten Blätter auf deine Brust, spare dabei die Brustwarze aus. Um die Blätter zu fixieren kannst du den Bustier drüber ziehen oder eine Netzunterhose im Schritt aufschneiden und dir daraus einen Bustier basteln. Vielleicht hast du auch noch einen CTG Gurt aus dem Kreißsaal. Der eignet sich auch prima, um den Kohl an Ort und Stelle zu halten.

Alternativ zum Kohl hilft generell kühlen, kühlen, kühlen. Von Lansinoh gibt es hierfür extra das Kühlkissen Thera°Pearl® 3-in-1 mit ThermoPerlen. Es passt sich flexibel deiner Brust an und kann sowohl kühl als auch warm verwendet werden. Schmerzende, pralle Brüste am Anfang der Stillzeit sind das eine, aber wunde brennende Brustwarzen das andere. Dass man nur noch oben ohne rumläuft, damit ja kein T-shirt am Busen scheuert, hat einem auch keiner gesagt… Achtung, wenn der Postbote klingelt 😉

Das wichtigste Mittel gegen wunde Brustwarze ist die richtige Saugtechnik deines Babys. Achte immer darauf, dass dein Kind den ganzen Mund voller Brust nimmt und nicht nur vorn an der Mamille nuckelt. Ein kurzer Ansaugschmerz ist anfangs ganz normal, nach einigen Zügen sollte es aber besser werden. Sind die Brustwarzen aber erstmal wund muss Pflege her, denn offene Stellen erhöhen das Risiko, dass Krankheitserreger eindringen und es zu einer Brustentzündung kommt. Hier gibt’s mittlerweile eine gute Auswahl.
Das A und O ist aber, dass du deine Brust sauber hältst. Denk also immer an gute Hygiene, sprich Hände waschen nach dem Toilettengang, frische Handtücher zum Duschen etc. Die Brust muss nicht desinfiziert werden, aber abspülen mit NaCl0,9% (physiologische Kochsalzlösung, erhältlich in der Apotheke) hilft, Keime von deiner Brust fern zu halten
Lanolin – reines Wollfett pflegt und schützt die wunden Warzen und hilft beim Heilungsprozess. Egal ob hauchdünn aufgetragen, um die Haut geschmeidig zu halten oder schön dick bei richtig wunden Warzen, Lanolin hilft immer. Übrigens ist es ein richtiger Alleskönner. Lanolin ist auch perfekt für raue Lippen, wunde Schnupfennasen oder wunden Babypo. Dein Must-Have quasi mit Baby. Lanolin musst du vor dem Stillen nicht abwaschen.

Medela, Lansinoh

Bei wunden, brennenden oder sogar rissigen Brustwarzen kann eine luftdichte Wundheilung prima helfen. Hierzu gibt es Hydrogel Pads von Medela, die aus dem Kühlschrank direkt auf die Brustwarze geklebt werden. So scheuert keine Kleidung unangenehm auf der Haut und du verspürst sofortige Linderung.

Alternativ kannst du auch die Multi-Mam Kompressen Das bio-aktive Gel auf der Kompresse unterstützt den Heilungsprozess und wirkt beruhigend. Es ist rein pflanzlich, nahezu geschmacksneutral bzw eher süßlich. Du kannst es vor dem Stillen leicht abwischen, wenn du möchtest, es kann aber auch auf der Haut verbleiben.

Nach etwa 10 Tagen produziert deine Brust sogenannte reife Frauenmilch. Deine Brustwarzen sind jetzt hoffentlich nicht mehr so empfindlich. Aber der Milchspendereflex wird gern von jedem Geräusch deines Babys ausgelöst. Gerade etwas Frisches angezogen und schwupp, schon wieder ein nasser Milchfleck auf der Brust. Alles ganz normal. Das ist der Moment, in dem Stilleinlagen extrem praktisch werden. Es gibt sie als Wegwerfprodukt, aber auch waschbar aus Baumwolle oder Wolle/Seide. Gerade letzteres kann auch bei empfindlichen Mamillen gut tun.

Dein Intimbereich

Puuh, da unten ist wirklich noch alles geschwollen. Sitzen auf einem festen Stuhl ist echt unangenehm und solltest du noch vermeiden. Leg dich also hin, es heißt nicht umsonst WochenBETT. Vielleicht musstest du sogar genäht werden und hast jetzt zusätzlich eine Wunde im Intimbereich. Und dann läuft da auch noch ständig Blut, Wochenfluss oder auch Lochien genannt. Alles ganz normal. Deine Gebärmutter betreibt quasi Grundreinigung, nach dem dein Baby ausgezogen ist. Der Wochenfluss geht ca. 6 Wochen, verändert sich aber über die Tage und Wochen hinweg. In den ersten Tagen ist er sehr stark, das heißt du hast ungefähr bei jedem Toilettengang eine volle Binde mit dunklem frischem Blut. Danach wird es dann etwas bräunlicher und am Ende der Wochenbettzeit läuft nur noch ab und zu gelbliches Wundsekret. Der Wochenfluss duftet nicht gerade, aber falls dir ein wirklich unangenehmer Geruch auffällt, solltest du sofort deine Gynäkologin informieren. Das gleiche gilt, wenn dein Wochenfluss plötzlich ausbleibt und du Kopfschmerzen im Schläfenbereich verspürst.
Wie geht man aber jetzt am besten damit um? Abwischen nach dem Toilettengang kann direkt nach Geburt wirklich unangenehm sein.
Stell dir also einen Messbecher ins Bad und fülle ihn vor dem Toilettengang mit lauwarmem Wasser (Achtung, nicht zu heiß!) Lass das Wasser zunächst über deinen inneren Oberschenkel in die Toilette laufen, um die Temperatur zu überprüfen. Du kannst das Wasser nun während dem Urinieren über deine Scheide laufen lassen, falls der Urin noch etwas brennt. Oder du spülst danach das Blut damit ab. Für deine Wundheilung kannst du bei Bedarf ein paar Tropfen Calendula Essenz (Weleda) mit ins Wasser geben. Auch sehr praktisch zum Abspülen ist die HappyPo Dusche.
Um deine verschmutzten Binden hygienisch zu entsorgen, kannst du dir kleine Plastikbeutel ins Bad bereitlegen. Am Anfang eignen sich übrigens die Cosmea Pelzy Protect Vorlagen aus dem Drogeriemarkt sehr gut. Sie haben keine Vliesoberfläche, die unangenehm an deiner Naht hängen bleibt.
Für die Wundheilung und zur Linderung von Schmerzen oder Schwellungen an der Scheide, kannst du ein paar der Binden mit Kamillentee, Calendula Essenz oder einfach Wasser ins Eisfach legen. Achte hier bitte auf saubere Handhabung – Wasser abkochen, Binden in eine saubere Tüte ins Eisfach geben etc. Die Eisbinde legst du dann einfach auf deine Naht oder die Schwellung. Alternativ kannst du auch ein Kondom mit Wasser füllen und einfrieren. Mit diesem Eiskondom kannst du etwas gezielter kühlen.

Hämorrhoiden

Ein weiteres Tabuthema – Hämorrhoiden. Viele Frauen leiden darunter nach der Geburt, du musst dich also für nichts schämen. Aber was genau sind eigentlich Hämorrhoiden? Hier sei erstmal gesagt: Jeder hat sie und sie sind sogar nützlich. Warum genau, kannst du hier nachlesen. Werden sie aber durch den starken Druck unter Geburt nach außen gedrückt, können sie wirklich lästig sein.
Es gibt verschiedene Salben und Zäpfchen, die unangenehmes Jucken oder Brennen am After lindern können. Frag einfach in deiner Apotheke nach. Es gibt aber auch gute Hausmittel, die helfen, Entzündungsprozesse zu hemmen und dadurch Schmerzen lindern.
Eiskondom: Zum lokalen kühlen
Quark: Ein Hausmittel, dass du nach Geburt definitiv im Kühlschrank haben solltest. Es hilft nicht nur gegen Brustentzündung, sondern eben auch bei Hämorrhoiden. Einfach als Quarkauflage an Ort und Stelle legen. Es kühlt angenehm und hemmt Entzündungen.
Banane: Ja, du hast richtig gelesen. Bananen können die Beschwerden bei Hämorrhoiden lindern. Und zwar nicht, in dem du sie isst, sondern in dem du sie äußerlich aufträgst. Der Gedanke ist wirklich gewöhnungsbedürftig, aber was gut tut, ist erlaubt. Zerdrücke einfach eine sehr reife Banane und lege den Bananenbrei äußerlich auf. Aufgrund des hohen Kaliumgehaltes in der Banane entspannen sich die Blutgefäße und der Druck in den Venen wird verringert. Außerdem zieht sich das Gewebe dadurch etwas zusammen und die Beschwerden werden weniger. Probier’s aus! Noch mehr Hausmittel findest du hier.

Die Hormone

Als wären diese zahlreichen körperlichen Veränderungen nicht schon genug, drehen auch die Hormone nach Geburt noch durch und führen zu einem Gefühlschaos.
Du hast jetzt ganz viel Oxytocin – Das Bindungs- und Liebeshormon. Es hilft dir, dich jeden Tag mehr in dein Baby zu verlieben und mit ihm eine innige und einzigartige Beziehung aufzubauen. Keine Sorge, wenn es keine Liebe auf den ersten Blick war. Verlieben braucht Zeit. Deinen Partner hast du sicherlich auch nicht ab der ersten Sekunde so innig geliebt.
Es ist aber auch nicht ungewöhnlich, wenn du trotz all der Freude und des Glücks auch traurig bist. Lachen und Weinen zu gleich ist im Wochenbett ganz normal. In einem Moment möchtest du dein Baby vor Stolz am liebsten der ganzen Welt zeigen und im nächsten Moment willst du es vor Angst gar nicht hergeben. Du wünschst dir deine ganze Familie und Freunde herbei, um dein Glück mit ihnen zu teilen, doch sind sie da, überfordert dich ihre Anwesenheit und du könntest nur noch weinen. Wenn du diese Achterbahn der Gefühle verspürst, ist es erstmal ganz normal und völlig ok. Du musst dich dafür nicht entschuldigen oder schuldig fühlen. Lass es zu, gib jedem Gefühl seinen Raum.
War der Geburtsprozess allerdings gestört, kann auch der Hormonhaushalt danach gestört sein. Fühlst du dich jetzt leer und empfindest keine Bindung auch Tage nach der Geburt zu deinem Kind, dann solltest du das ernst nehmen. Sprich darüber und lass dich professionell begleiten. Wende dich zunächst an deine Hebamme oder deine Gynäkologin. Oder schau direkt mal hier oder hier oder hier. Das sind erste Anlaufstellen, anonym und kostenlos.

Wow

da ist also wirklich grad auch in deinem Körper viel im Gange. Alles braucht Zeit, um sich wieder zu sortieren, umzustellen und zu genesen. Während du dich also voller Hingabe um dein Baby kümmerst, lass die anderen sich um dich kümmern – Mothering the Mother! Du hast echt viel geleistet, gönn dir ausreichend Ruhe. Lass deinen Partner dir Brote schmieren und immer ein Glas Wasser ans Bett stellen. Lass deine Mutter mal durchsaugen und deine Freundin einen Kuchen backen. DU hast es dir verdient, Mama!