Zungenbändchen- ein Erfahrungsbericht

Katrin, Mama eines kleinen Jungen, schrieb mich Anfang September verzweifelt an, da sie seit 2 Monaten wunde Brustwarzen vom Stillen hatte. Ihre Hebamme hatte bereits erkannt, dass ihr Sohn ein verkürztes Zungenbändchen hatte und riet ihr, dieses durch trennen zu lassen. Danach wurde es mit dem Stillen besser. Die Brustwarzen heilten langsam. Nur auf einer Seite blieb ein tiefer Riss mit einer weißlichen Stelle. Die Hebamme vermutete einen Soor (Pilzinfektion) und Katrin behandelte sowohl ihre Brust, als auch den Mundbereich ihres Babys dahingehend. Leider ohne Erfolg. Die Gynäkologin vermutete eine Infektion und verschrieb ein Desinfektionsmittel, auch ohne Erfolg…
Für euch hat Katrin noch einmal ihre Geschichte aufgeschrieben
Zungenbändchen

Wie klappte das Stillen direkt nach der Geburt?

Nach ein paar Tagen sahen meine Brustwarzen, trotz Stillhütchen, schon sehr mitgenommen aus. Trotz viel Pflege und Luft wurden meine Brustwarzen immer wunder und wunder.
Zu Hause angekommen unterstütze mich meine Hebamme beim Stillen. Jede Woche versuchten wir neue Cremes, MultiMam Kompressen, Silberhütchen, alle nur erdenklichen angeblichen „Wunderwaffen“, die bei den schlimmsten wunden Brustwarzen schon geholfen hatten. Es hat einfach nichts geholfen.

Nach ca. 6 Wochen sehr schlimmen Schmerzen war dann mein letzter Versuch das Zungenbändchen zu durchtrennen. Unser Kinderarzt machte uns kurzfristig einen Termin bei einem anderen Kinderarzt, der das Zungenbändchen trennen würde. Dieser trennte jedoch nur das sichtbare vordere Zungenbändchen mit einer Schere. Eine Wunde entstand dabei nicht. Von Vor- und Nachsorge war auch keine Rede. Beiläufig erzählte er was, das andere das mit OP und Betäubung machen würden und machte sich etwas lustig darüber.

Nach der Trennung des Zungenbändchens ging es erstmal bergauf. Meine Brutwarzen heilten, aber nur sehr langsam. Ich dachte das wäre der Durchbruch. Ich musste zumindest nicht mehr weinen beim Anlegen.

Die eine Brustwarze sah nach einer Woche schon sehr gut aus. Die andere jedoch noch nicht. Sie sah manchmal in der Mitte weiß aus und leichte Schmerzen hatte ich immer noch. Meine Hebamme vermutete Soor. Wochenlang versuchte ich verschiedene Gels gegen Pilzinfektionen. Achtete penibel auf Hygiene, doch es wurde einfach nicht besser.

Nach monatelangem Kampf wendete ich mich verzweifelt an Shaline. Zuerst einmal hat sie mich zum Gynäkologen geschickt für einen Abstrich. Dieser war negativ. Da Soor nun ausgeschlossen war, begann ich nebenher die Stillhütchen ab zu gewöhnen. Der weiße Punkt/Fleck war aber immer noch da. Mittlerweile fiel mir nur auf, dass er nicht dauerhaft da war. Immer wenn ich ihn jemandem zeigen wollte war er weg. Ich schickte ihr Fotos und ihr Verdacht fiel auf Vasospasmus, eine Verkrampfung der Mamille, die dazu führt, dass die Brustwarze nicht richtig durchblutet wird und schmerzt. Meine Hebamme riet mir zu hoch dosiertem Magnesium und Calcium. Dann sollte es in ein paar Tagen weg sein. Mit der Einnahme wurde es minimal besser, aber der Vasospasmus ging nicht wirklich weg.

Mittlerweile waren wir beim Stillen ohne Stillhütchen und immer noch hatte ich das Gefühl etwas stimmt nicht. Oftmals spürte ich die Kauleisten beim Stillen. Somit wendete ich mich, auf Shalines Rat hin, an eine Stillberaterin der Defagor.

„Mein Bauchgefühl hat auch die ganze Zeit gesagt, ich brauche Hilfe, aber ich wusste nicht an wen ich mich wenden könnte. Ich bin gerade den Tränen nah, weil ich jetzt weiß, dass ich Recht hatte und es noch Hoffnung für uns gibt. Ich danke dir so sehr.“

Die Stillberaterin hat sich beim Termin unser Stillmanagement in Ruhe angeguckt, sowie den ganzen Mundraum untersucht. Außerdem klärte Sie mich auf, dass der Vasospasmus vom falschen Saugverhalten meines Sohnes kommt. Sie zeigte mir Alternativen auf, um eine erneute Zungenbandtrennung eventuell zu umgehen. Ich hatte aber keine Kraft mehr um diese Alternativen auszuprobieren. Also entschied ich mich diesmal für eine Trennung per Laser. Wir fuhren zu einem Zahnarzt, der in diesem Bereich spezialisiert war.

Wie verlief der zweite Eingriff?

Auch hier wurde vorerst genau der Mundraum meines Sohnes untersucht und mir noch einmal die Dehnübung gezeigt und trainiert. Diese Übung ist enorm wichtig für eine gute Wundheilung. Auch wurden wir darauf hingewiesen, dass eine Wunde unter der Zunge entsteht, die meinem Sohn 1-2 Tage Schmerzen bereiten könnte. Ich durfte beim Eingriff nicht dabei sein. Aber als er bei der Ärztin lag und gelächelt hat, war das für mich kein Problem ihn bei ihr zu lassen. Der Eingriff war nur sehr kurz. Hat sich angefühlt wie 3 Minuten. In einem Ruheraum hat sie ihn mir direkt in die Arme gegeben. Er hat gar nicht geweint. Im Gegenteil, er hat erzählt und an der Brust getrunken.
Für mich war es ein kleiner Eingriff mit sehr großer Wirkung. Das Stillen fühlt sich viel entspannter und leichter an. Die Lippen sind nicht mehr so auf Spannung und es fühlt sich nicht mehr wie „auf der Brust kauen“ an. Stand heute würde ich es immer wieder machen. Unter anderem, weil wir damit vielleicht auch die weiteren Folgen (Sprachprobleme etc) verhindern konnten.

Der Vasospasmus wurde durch die falsche Saugtechnik verursacht. Bereits nach 2x Stillen nach dem 2. Eingriff war er nicht mehr zu sehen.

Unterschied zum ersten Eingriff?

Diese Therapie hat diesmal dazu beigetragen, dass wir das Stillen endlich genießen können. Es war zwar ein längerer Weg, aber im Nachhinein habe ich ihn nicht bereut. In der ersten Wochen nach dem Eingriff gab es eine „Verschlimmbesserung“. Mein Sohn musste neu trinken lernen. Das geht nicht von heute auf morgen. Außerdem mussten sich meine Brustwarzen ans neue Saugmuster gewöhnen. Zudem mussten wir alle 4-6 Stunden diese Dehnübungen machen, die für meinen Sohn unangenehm waren.

Katrins Fazit:

Es war ein harter und langer Weg bis hierhin, aber es hat sich gelohnt. Ich traue ich mittlerweile, ohne in Stress zu verfallen, mit dem Kleinen den ganzen Tag aus dem Haus. Früher mit den Stillhütchen und den Schmerzen habe ich mich erst gar nicht oder später nur kurz aus dem Haus getraut. Mit den Stillhütchen musste ich immer sehr penibel auf Hygiene achten und ich wollte nicht, dass man mir meinen Schmerz ansieht. Ich wollte nicht ständig den Satz hören: „Warum tust du dir das an?“ Ich wollte mich nicht ständig rechtfertigen müssen. Es hat gereicht, dass ich manchmal mit mir zu kämpfen hatte. Und immer, wenn ich kurz vor dem Aufgeben war, hat mir mein Sohn ein Zeichen gegeben weiter zu machen. Ich habe gesehen wie sehr er es genießt und wie gut es ihm tut. Ich glaube, manche verstehen diese besondere Bindung beim Stillen nicht.
Sein Trinken ist auch effektiver geworden. Mit Stillhütchen hat es manchmal 20-25min pro Seite gedauert. Ohne Stillhütchen und vor der OP waren es 10-15 Minuten und jetzt nach der OP nur noch 5-10 Minuten.

Ich bin total zufrieden wie es jetzt ist. Ich hoffe, dass ich noch sehr lange Stillen kann.

Ich gucke meinen Sohn verliebt beim Stillen an und kann es genießen. Manchmal hält er dann inne und lächelt mich an.

Stillen ist Liebe und darf nicht weh tun. Wenn es weh tut, dann gibt es dafür eine Ursache.